Bestand und Fiktion

Bestand und Fiktion

Interventionen und Installationen im öffentlichen - ländlichen Raum

von Hannes Forster, Anna Grunemann, Artur Klinau, Christiane Oppermann, Iede Reckman, Tineke van Veen, Rolf Wicker, Günther Zins sowie AG&CO*

 

Eröffnung:  Samstag, 5.8.23 um 14 Uhr,  Alte BHG Jamlitz, Kastanienallee 2

Begrüßung: Brigitte Faber-Schmidt, Abteilungsleiterin Kultur des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg
Grußwort: Wilfried Götze, Bürgermeister der Gemeinde Jamlitz
Einführung in die Ausstellung: die Kuratoren
Im Anschluss Rundgang/Rundfahrt zu den einzelnen Kunstwerken
Start: Kunsthalle Alte BHG Jamlitz, Kastanienallee 2, 15868 Jamlitz

Dauer: 6.8.-3.9.2023 in Jamlitz

Besichtigungen: Freitag, Samstag, Sonntag 14:00 bis 17:00 Uhr

 

Zwei Jahre nach der erfolgreichen Ausstellung "Standort_bestimmung" legt brandung e.V. nun seinen Schwerpunkt auf architektonische Aspekte der Gemeinde Jamlitz. Dabei geht die Ausstellung über die rein bauliche Substanz hinaus und bezieht soziale, historische und soziologische Strukturen ein.

Architektur ist nicht nur die Ansammlung von Häusern, sondern auch der Bewohner*innen und ihren Geschichten.

Jamlitz teilt das gleiche Schicksal mit vielen anderen Dörfern nach der Wende. Das Dorf ist von annähernd 800 Einwohner*innen auf 350 Bewohner*innen in allen Gemeindeteilen geschrumpft. Die vielfältig angesiedelte Industrie der 20er und 30er Jahre sowie das Handwerk, die gewachsene Infrastruktur des kleinen Industrie- und Manufakturdorfes mit breit aufgestellter Versorgungsstruktur ist Geschichte. Die Ausstellung "Bestand und Fiktion" wird eine Bestandsaufnahme des historisch Übriggebliebenen machen und entwickelt Ideen und Utopien zur Architektur Dorf, die im öffentlichen Raum präsentiert werden.

8 international agierende Künstler*innen aus Deutschland, den Niederlanden und Weißrussland setzen in Jamlitz auf den Ort bezogene Projekte um. Die alte Lagerhalle (erbaut im Jahr 1938/42 /  ehemaliges Lager des Fischfutters der Fischerei) wird zur Kunsthalle auf Zeit, in der eine subtile Installation von Christiane Oppermann aus Hannover zu sehen sein wird.

Am Ortseingang wird der Weißrusse und Biennale-Teilnehmer von 2012 Artur Klinau eine große Installation aus Stroh bauen. Dabei entstehen aber nicht, die im ländlichen Raum bekannten Strohfiguren. Klinau will einen Triumpfbogen bauen, der direkt am Ortseingang platziert durchaus Fragen aufwirft. Wessen Triumpf wird hier gewürdigt? Welche Schlacht wurde geschlagen? Oder ist das Ganze nur ein Strohfeuer? Die aus Den Haag stammende Tineke van Veen hat einzelne Jamlitzer*innen mit ihrer selbst gebauten Mittelformatkamera portaitiert. Allein dieser Vorgang ist eine Besonderheit in Jamlitz. Nicht nur weil dieser Selbstbau mehrere Sekunden Belichtungszeit braucht, sondern weil immer zuerst die Haltung im Raum steht: Ach wir sind doch nicht fotogen. Wir sind doch nur einfache Leute. Diese Fotos werden in den alten Wirkstätten und mittlerweile als Wohnhäusern umgenutzten Gebäuden präsentiert und gehen eine Allianz ein zwischen Vergangenheit und Heute. Der Installationskünstler Rolf Wicker bezieht sich in seiner Installtion auf einen mysteriösen Schachtdeckel am Ufer der Chausseeteiche und entwickelt aus dieser Situation eine architektonische Utopie, die die Phantasie befeuert. Der Klever Künstler Günther Zins hat schon in Frankfurt/Oder eine große Edelstahlskulptur im öffentlichen Raum. Hier in Jamlitz geht seine Raumzeichnung aus Edelstahl die Allianz mit dem Gibel einer morschen Scheune ein. Die Mondlandschaft von Hannes Forster entwickelt sich aus Formationen alten Baumaterials. Er benutzt für seine Bodenskulptur alte Bieberschwänze, die hier in der Gegend häufig benutzt wurden aber leider aus der Mode gekommen sind. Anna Grunemanns Installation "Windfänger" ist ein Beitrag zum Nachdenken über unser Klima. Während sich der Dorfplatz schon fast als verwüstet zeigt, dockt ihre Arbeit an traditionelle persische Klimaanlagen an, die am Ort der Installation gleich noch mit den vorhandenen Installationen korrespondieren. Es ist ein Versuchsaufbau, der geeignet wäre Orient und Oxident zu versöhnen. Die Installationen verteilen sich im Dorf und eröffnen immer wieder interessante Einblicke in Geschichte und Geschichten des Dorfes.

Den Auftakt der Ausstellung wird das Quartett des Orchesters im Treppenhaus aus Hannover noch vor der Ankunft der Künstler*innen in Jamlitz gestalten. Sie haben einen Fable für ungewöhnliche Orte und ihre Geschichten. Gerade noch mit einem Konzert in der Elbphilharmonie, geben sie in der Alten BHG "Dein persönliches Notfallkonzert"

Die persönlichen Notfälle der Konzertbesucher*innen bestimmen das Programm, welches nicht wie üblich im Vorfeld feststeht.

Während der Aufbauwoche hat das Publikum die Möglichkeit den Arbeitsprozess mitzuerleben und im Rahmen von mehreren Tischgesprächen mehr über die Intentionen der einzelnen Künstler*innen zu erfahren.

 

Die Ausstellung wird am Samstag, d. 5.8.23 um 14 Uhr im Beisein der Künstler*innen mit einem gemeinsamen Rundgang zu den einzelnen Standorten eröffnet.

Ein Workshop zum Thema in Kooperation mit Jamlitzer Kunstgeschichten gibt die Gelegenheit mit den Künstlern direkt zu arbeiten. Dabei entstehen Kaltnadelradierungen zu realen oder fiktiven Architekturen oder den eigenen Ideen zum Thema. Gedruckt werden die Radierungen im Jamlitzer Atelier Bernd Beck. Zur Einführung in die Thematik läd Friederike Seiffert als Vertreterin der Nachfahren der Künstlerkolonie Jamlitz in das Gartenatelier Pisspott ein. Der Workshop ist geeignet für Menschen von 7-99 Jahren – Informationen und Anmeldungen unter www.brandung-ev.de.

Jeden Sonntag finden während der Ausstellungszeit (bis zum 3.9.23) Führungen statt.

Eine besondere Führung mit Friederike Seiffert und Anna Grunemann (beide Enkelinnen der Künstler der Künstlerkolonie) am 3.9. wird Aspekte und Orte der ehemaligen Künstlerkolonie Jamlitz mit der Ausstellung Bestand und Fiktion verschränken. 

Im Rahmen der Ausstellung erscheint eine Postkartenedition, angelehnt an touristische Postkarten. Die Besucher*innen können also Bestand und Fiktion als Urlaubsgrüsse in die Welt senden.

 

Gefördert aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, des Landkreises Dahme-Spreewald sowie mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Dahme-Spreewald der Mittelbrandenburgischen Sparkasse Potsdam, der Plattform kulturelle Bildung und der Gemeinde Jamlitz.

 

Weitere Informationen auf:

www.brandung-ev.de

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